Tag-Archiv | LoiTravail

Morning Roundup (2): Wochen, die sich wie Jahre anfühlen

  • Andauernde Bankenkrise
  • Bankenbailout 2.0: Deutsche Bank Chef träumt von 150 Mrd. Geldspritze
  • Gute Ideen. Wohin bloß mit dem vielen Geld?
  • Viel Herz. Goldene Palme für Ken Loach mit I, Daniel Blake
  • Jürgen Habermas über Demokratie
  • #BREXIT 2. Akt. Theresa May übernimmt Camerons Job
  • TTIP wird weiter durchgedrückt
  • #PORFRA. Auch ohne Ronaldo. Millionenablöse für Fussballstars, im Hintergrund Tränengaswolken für Demonstranten
  • Foto der Woche

 

»What political economists worry about, however, is the absence of a plan. Or a leadership. Or whether the public has consented to be governed by an elite that no longer understands what it is doing.« Paul Mason, Guardian

 

Im achten Jahr der historischen Lehman Brothers Bankenpleite zeigt sich überdeutlich, Regierungs-, Finanz- und Bankenkrisen haben eines gemeinsam: Sie werden von sogenannten Experten ausgelöst, die keinen Plan haben. Technokraten der Macht und semi-religiöse Ideologen eines Glaubens an Wachstum und magische Geldvermehrung. Experten deregulierter Märkte, die über ein halbes Jahrhundert predigten, dass, wenn es nur den Reichen gut genug ginge, es für alle reichen würde. Der illusionäre „Trickle-Down-Effekt“ sorge am Ende schon dafür, dass allen genug für ein menschenwürdiges Dasein bliebe.

Nun stellt sich plötzlich heraus, nein, es stimmt nicht. Es ist nicht genug für alle da. Den „Trickle-Down-Effekt“, den gibt es gar nicht. Im Gegenteil, seit Jahren beobachten wir eine beispiellose Konzentration des Kapitals während die Bevölkerung einen immer härteren Kampf um Jobs und Zukunftsperspektiven erlebt.

Krisen, die Hebel der Geldvermehrung für die Reichen, wenn Staatseigentum wie beispielsweise in Griechenland privatisiert wird (siehe Flughäfen und Hafenanlagen in Griechenland). Keinen Plan. Und kein Verantwortungsbewusstsein.

 

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https://twitter.com/m_obendorfer/status/752205943153238016

»Whatever the founding ideals of the eurozone, they don’t match up to the grim reality in 2015. This is Thatcher’s revolution, or Reagan’s – but now on a continental scale. And as then, it is accompanied by the idea that There Is No Alternative either to running an economy, or even to which kind of government voters get to choose.

The fact that this entire show is being brought in by agreeable-looking Wise Folk often claiming to be social democratic doesn’t render the project any nicer or gentler. It just lends the entire thing a nasty tang of hypocrisy.« AGreece is a sideshow. The eurozone has failed, and Germans are its victims too, Guardian

 

 

Alle berichten über marode italienische Banken, aber sind die wirklich das Problem?

Die hängt mit 55 Billionen Euro (55.000 Mrd.) an Derivaten im Schlamassel. Bei einer Eigenkapitalquote von 3%! ––Wie wünsche ich mir so eine Eigenkapitalquote. Was wäre nicht alles möglich, ließen die Banken diese Regeln auch für ihre Kunden gelten. Allein, die Realität – wie wir alle wissen –, sieht anders aus.

Und nun hätte sie gern 150 Milliarden Euro an staatlichen Zuschüssen. Geld vom Steuerzahler also, wegen der Systemrelevanz. Die im Fall der Deutschen Bank tatsächlich vorhanden ist, da kaum eine andere Bank mehr Verflechtungen im Bankenwesen aufzuweisen hat. Irgendwie krass.

Stellt sich die Frage: Was haben die Jungs und Mädels in den Banken und der Politik eigentlich seit Lehman Brothers genau gemacht? Das würde mich schon mal interessieren. Wie kann es sein, dass alles beim Alten geblieben ist, nur noch doller, größer und vor allem gefährlicher für alle anderen?

 

 

+++ Wohin nur mit dem Geld? +++

Warum jetzt, wo doch die Zinsen niedrig sind, kein Geld in Infrastruktur investieren? Richtige und wichtige Ideen skizziert Mark Schieritz in seiner Kolumne in der Zeit, Wohin nur mit dem ganzen Geld, wenn er schreibt:

»Wolfgang Schäuble hat es wieder geschafft. Zum dritten Mal hintereinander hat der deutsche Finanzminister einen Haushalt vorgelegt, der ohne frische Schulden auskommt. In normalen Zeiten wäre dies Anlass genug für ein Loblied auf den obersten Kassenwart, der sich wieder einmal gegen all seine Widersacher durchgesetzt hat. Die Frage ist nur: Wie normal sind die Zeiten?

»Das kann aber kein Grund dafür sein, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Warum wurde beispielsweise noch keine Kommission eingesetzt, die Projekte identifiziert, die den Zustand der Welt verbessern würde – vielleicht sogar auf der Ebene der G 20? Wo bleiben die Initiativen gegen den Klimawandel oder für einen besseren Zugang zu Bildung und Ausbildung? Am Geld muss die Umsetzung jedenfalls derzeit nicht scheitern.

»Wir erleben derzeit zwar einerseits eine historisch wahrscheinlich beispiellose Ballung globaler Probleme. Doch weil die Finanzmärkte mangels alternativer Investitionsmöglichkeiten dem Staat Geld zum Nulltarif anbieten, eröffnen sich zugleich erhebliche politische Handlungsspielräume zur Lösung eben dieser Probleme. […] Doch eine Finanzpolitik, die auf der Höhe der Zeit sein will, würde diese einmalige Gelegenheit nutzen.« Mark Schieritz, Wohin nur mit dem ganzen Geld, die Zeit

 

 

+++ Viel Herz. Goldene Palme für Ken.

Es ist zwar schon ein paar Wochen her, aber im BREXIT-Chaos sollten wir nicht die wirklich wichtigen Dinge vergessen, um die es geht. Mehr Chancen, mehr Verteilungsgerechtigkeit. Kurz, ein besseres Leben für alle.

Für seine bewegende, politische Anklage menschenverachtender Verhältnisse – I, Daniel Blake –, ein Film über die Büroktatie, die englische Arbeitslose über sich ergehen lassen müssen, gewann Ken Loach in diesem Jahr die Goldene Palme von Cannes.

Schattierungen von Charles Dickens und George Orwell schimmern auf, in diesem mutigen, gefühlvollen Drama über einen behinderten Mann, der, erdrückt von Auflagen und Regulierungen um seine Selbstachtung kämpft. Und gewinnt. Ein großartiger Film.

https://embed.theguardian.com/embed/video/film/video/2016/jun/15/i-daniel-blake-trailer-ken-loach-palme-dor-winner-video

 

Von Armut spricht auch die amerikanische Journalistin in ihrem mutigen, erschütternden Bericht über Gelegenheitsjobs und ihr eigenes Überleben — I Know Why Poor Whites Chant Trump, Trump, Trump.

 

 

+++ Habermas über Demokratie +++

Leseempfehlung

 

+++ Theresa May (#BREXIT 2. Akt) +++

Mit Theresa May besteigt am Mittwoch eine weitere europäische Staatschefin den Thron ohne gewählt, ohne vorher demokratisch legitimiert worden zu sein. Neuwahlen sind denn auch wenig überraschend, nach ihren gestrigen Aussagen, nicht Mays drängendstes Anliegen.

https://twitter.com/BoingBoing/status/752482211245461505

»Theresa May’s conveniently short walk to Downing Street is designed to combat the impression that nobody is in control. But without a major change in policy, we are still rudderless on a churning financial sea.« Paul Mason, Guardian

 

As with Britain’s first female prime minister, May’s elevation represents a victory for some women, but they’re the women who need the least help.

 

 

 

 

 

+++ TTIP wird weiter durchgedrückt +++

Verhandlungen TTIP in Brüssel wieder aufgenommen. In der 14. Verhandlungsrunde stehen u.a. Energie und Handel mit Rohstoffen zur Disposition.

TTIP Verhandlungen waren zuletzt vom Bekanntwerden geheimer Verhandlungspapiere belastet worden.

 

#PORFRA. Auch ohne Ronaldo

Entertainment vor dem Hintergrund politischer Demonstrationen

#PORFRA. Portugal gewinnt – auch ohne Ronaldo – seinen ersten EM-Titel. Éder schießt Potugal ins 1:0 gegen Frankreich nach Verlängerung.

Superkicker Ronaldo bereits in der 8. Minute verletzt, in der 25. unter Tränen auf einer Bahre vom Platz getragen, steht in der zweiten Halbzeit wild gestikulierend neben Portugals Trainer am Rand des Spielfelds, der Mannschaft Tipps zurufend, um sich dann am Spielende buchstäblich vor der Welt zu entblößen und unter Freudentränen, den Eimer abknutschend, mit gestältem Sixpack zu zeigen wie ein echter Gewinner aussieht. Großes Kino. Vor allem aber, mit mehreren 100 Millionen Euro Ablösesumme, Kapitalismus pur. Im Hintergrund – außerhalb der Fanmeile –, direkt hinter dem großen Display wird auf Demonstranten geschossen, mit Tränengas. Auf engagierte, mutige Menschen, die gegen eine Verschärfung der französischen Arbeitsmarktgesetze protestieren. Sie passen nicht ins Bild der Feierlichkeiten und folglich wird darüber auch kaum berichtet. Schade.

+++ Photo der Woche +++

Morning Roundup: Vereinigt Euch!

 

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__by Auerbach

PARIS +++ 14.06.16. Solidaritätsbekundungen an breiter Front, Frankreich probt den Generalstreik während der EM2016. Proteste gegen die Arbeitsmarktreform wachsen zu einer sozialen Bewegung an. Der Soziologe und Aktivist Hadrien Clouet spricht im Interview Protestieren bis zum Rücktritt über die Ziele der Protestbewegung #Nuit Debout (ND). +++ In Paris geht die Regierung erstmals mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vor. #LoiTravail

»Wenn ich zwischen der EM und meiner Zukunft wählen muss, dann wähle ich meine Zukunft. Ich habe gar kein Problem damit, die EM zu sabotieren. Wenn die Regierung uns dazu drängt, bleibt uns keine andere Wahl. Sie setzt sich einfach über das Parlament hinweg und drückt ein Gesetz durch, obwohl es die Mehrheit der Franzosen ablehnt Hadrien Clouet Protestieren bis zum Rücktritt

Die Proteste stellten eine Art Anti-Schockstrategie dar, so Aurélie Audeval in ihrer Analyse der politischen Situation (ak – analyse & kritik, Nr. 616 / 24.5.2016). Die französische Regierung nutzt den Ausnahmezustand, um die Arbeitsgesetze zu verschärfen. Nuit debout könnte das verhindern.

+++ Der LIVE TICKER (Blockupy & ND) zum Sport Event der anderen Art. Das, in dem unsere Zukunft verhandelt wird.

 

__by JR

Ukrainian Radio / WRMI, 14./15.06.16

The situation in eastern Ukraine remains very tense. Six Ukrainian soldiers were injured in the hostilities over the past day. Presidential military spokesman Andriy Lysenko said at a briefing in Kiev on Tuesday. According to him, there were casualties among Russia-backed militants. Four were killed and three were wounded in the past day. They were all from three sub-divisions of so-called Donetsk People’s Republic who were part of subversive and spy groups, on Mariupol direction, and carried out mortar attacks on the government forces in Avdiivka, Lysenko said. According to the press center of the Ukrainian army operation, separatists attacked government forces positions fourty times in the past days. An update on Tuesday morning said the highest number of attacks, nineteen, were reported in the Donetsk sector, eighteen in the Mariupol sector, and three in Luhansk sector. The enemy frequently used heavy, high-calibre arms that were banned by the Minsk agreements on cease-fire.

[…]

The government of France has made it clear that European Union’s sanctions against Russia must be kept on place until Moscow implements the Minsk agreements in full, and this position remains unchanged. French ambassador to Ukraine, Isabelle Dumont, has said that according to her, the French senate simply expressed its opinion and desire regarding the lifting of the sanctions. The French economy is suffering from the sanctions, so there is such a desire, Dumont explained.

Related

Französischer Senat stimmt für Lockerung, Sputniknews, 08.06.16
Ukraine kritisiert Ostausschuss, Handelsblatt, 13.06.16

Selbsterklärende Links

„Nachdenkseiten“: Privatisierung der Autobahnen im Schatten der Fußball-EM?

„Die Welt“: Trump ist so wie wir, ein Social-Media-Narzisst
„The Intercept“ über Orlando / ISIS: Lots of publicity with no apparent connection to Omar Mateen
Donald Trump: We are hereby revoking the press credentials of …
„Nikkei Asian Review“: 3. U.S.-Flotte soll die 7. unterstützen
Signalbuchdiplomatie [1]: Taiwans Marine macht Kontakt mit US-Navy
Signalbuchdiplomatie [2]: Zeitungsbericht erschien nicht im Behördenauftrag
Signalbuchdiplomatie [3]: Taiwan not included
Kartenraumdiplomatie: Barack Obama trifft Dalai Lama
Scheiß auf Diplomatie: Israels Nachbarschaft „zu chaotisch“ für eine kohärente Außenpolitik?

 

+++ Update 13:50 Uhr +++ by Auerbach

Échauffements in Kürze
FRANKFURT unter Wasser. +++ Der naße Sommer, als wir staunend den Meldungen der Europäischen Zentralbank folgten … Nach starken Regenfällen und Hagelstürmen standen gestern Straßen und Teile des Frankfurter U-Bahnnetzes unter Wasser. Es regnet unverändert weiter +++

Morning Roundup: Große Politik und Kleine Kneipe

By Auerbach and JR

Muhammad Ali gestorben

Muhammad Ali starb am Freitag in einem Krankenhaus bei Phoenix, Arizona, nach jahrzehntelanger Krankheit. Der wortgewaltige Boxer meldete sich fast bis zuletzt zu Wort, so mit Kritik am voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump:

„Wir müssen als Moslems aufstehen gegen diejenigen, die den Islam zur Förderung ihrer persönlichen Agenda verwenden,“ hatte Ali im vergangenen Dezember geschrieben, ohne Trump namentlich zu nennen. „Sie haben viele davon abgehalten, über den Islam zu lernen. Wahre Muslime wissen oder sollten wissen, dass es gegen unsere Religion ist, unsere Religion anderen aufzuzwingen oder es zu versuchen.“

Ebenfalls im Dezember, drei Tage vor Alis Erklärung, hatte Trump laut einer Meldung von NBC News getwittert, er könne sich an keine großen [muslimischen] amerikanischen Athleten erinnern.

FIFA übt Selbstkritik – oder so ähnlich

Wo wir schon beim Sport sind:

Échauffements in Kürze +++ Die FIFA >>> Irgendwie Komödie? Oder schon Groteske? Die FIFA bezichtigt sich selbst der Korruption, listet erstmals Zahlungen ehemaliger Vorstandsmitglieder auf der eigenen Webseite http://www.fifa.com/governance/news/y=2016/m=6/news=attorneys-for-fifa-provide-update-on-internal-investigation-and-detail-2799851.html?intcmp=fifacom_hp_module_news >>> laut WDR Aktuell – Die Mafia-Machenschaften der #FIFA. 71 Mio. sollen sich die Chefs untereinander zugeschustert haben.http://www.ardmediathek.de/tv/-/-/-/Video?documentId=35771084 +++ Spiegel Online zu SEPP BLATTERS Schmiergeldsystem http://www.spiegel.de/sport/fussball/fifa-skandal-anwaelte-veroeffentlichen-blatters-bonuszahlungen-a-1095761.html +++

Frankreich

Ein ganzes Land im Generalstreik, Berichte exzessiver Polizeigewalt, Regierung verlängert den Ausnahmezustand … und man sorgt sich um die Fußball Europameisterschaft #EM2016. Als Machtkampf der Regierung mit ihren eigenen Wählern« beschreibt Ulrike Guérot die Proteste gegen die Arbeitsmarktgesetze in Frankreich im aktuellen derFreitag. +++ Von der Regierungskrise zum Bewegungserfolg? Zur Dialektik des Klassenkampfes in Frankreich, Neues Deutschland. Für die TAZ analysiert der Philosoph Guillaume Paoli die Machtverhältnisse In Frankreich demonstrieren die Menschen erbittert gegen neue Sozial- und Arbeitsmarktgesetze. Deutschland schaut weg. Warum?« +++

Armut in Deutschland

Leidenschaftlich und auch ein wenig resignierend beschreibt @Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband das jahrzehntelange Versagen deutscher Politik bei der Armutsbekämpfung. INTERVIEW (Video) https://daserste.ndr.de/beckmann/videos/Politik-versagt-beim-Kampf-gegen-Armut,beckmann828.html+++ Die große Koalition kümmert das wenig, betreibt sie doch weiterhin Klientelpolitik und vertagte gestern erneut die dringende Einigung um die #Erbschaftssteuer. Dazu Spiegel Online http://www.spiegel.de/politik/deutschland/erbschaftssteuer-einigung-noch-vor-sommerpause-a-1095796.html +++

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… Morning all, it’s just another perfect day in paradise. Let’s take a break and have some coffee before we move on to China and Taiwan …

Sofortbild

Rein und raus

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Chinesen und Taiwaner gedenken des Massakers vom 4. Juni 1989

Mit dem 4. Juni jährt sich zum 27. Mal das Massaker in Beijing gegen die Demokratiebewegung. Hong Kong ist ein Ort in China, an dem man in öffentlichen Zeremonien daran erinnern kann. Darüber allerdings, ob und wie das geschehen soll, gehen die Meinungen auch unter denen auseinander, die der KP Chinas ablehnend gegenüberstehen. Ein Korrespondenzartikel aus Singapur für die „New York Times“ stellt diese Differenzen als » Generationskonflikt dar: die jüngeren Oppositionellen Hong Kongs seien eher an lokaler demokratischer Entwicklung interessiert als an nationaler.
Ein Korrespondent des Kabelsenders CNN vermutet, die Teilnahme an den jährlichen Gedenkveranstaltungen im Victoria Park könnte in diesem Jahr geringer ausfallen als sonst.

Taiwan gedenkt des Massakers erstmals im Parlament.

Dies geschehe nur Wochen, nachdem die china-skeptische Präsidentin Tsai Ing-wen in Taipei das höchste Amt der Republik China (so Taiwans offizielle Staatsbezeichnung) übernommen habe, so AFP – Tsais Vorgänger Ma Ying-jeou habe eine Politik der Annäherung an Beijing betrieben.

Gleichwohl erinnerte auch Präsident Ma während seiner achtjährigen Amtszeit bis Mai 2016 Jahr für Jahr am 4. Juni an das Massaker, ohne übertriebene Rücksicht auf die leicht verletzbaren Gefühle seiner – meist indirekten – Gesprächspartner in Beijing, mit denen seine Regierung über eine halbstaatliche  Stiftung kommunizierte, dem „Rat für Festlandsangelegenheiten“ in Taipei.

Dilma Rousseffs Chancen steigen – jedenfalls ein bisschen

Vor wenigen Wochen erschien die Amtsenthebung Dilma Rousseffs unvermeidlich, so Glenn Greenwald in „The Intercept“. Mittlerweile jedoch – die gewählte brasilianische Präsidentin ist suspendiert, aber nicht endgültig aus dem Amt entfernt – gilt die endgültige Abfertigung Roussefs zwar immer noch als wahrscheinlich, aber keineswegs als sicher, so Greenwald. Mittlerweile nämlich interessierten sich die brasilianischen Massenmedien verstärkt dafür, wer denn eigentlich ihre Amtsenthebung ins Werk setze und welche Interessen dabei verfolgt würden.

Mindestens drei Senatoren, die bisher Rousseffs Amtsenthebung unterstützten, überlegen sich das mittlerweile offenbar anders.

Im Mai hatte Greenwald die brasilianische Präsidentin interviewt.

Ursula von der Leyens Chancen sinken – jedenfalls ein bisschen

Im Prozess um das Sturmgewehr G36 zeichnet sich ein Sieg von Hersteller Heckler & Koch ab, meldet die „Welt“.

Aber wen kratzt das im Verteidigungsministerium schon ernsthaft. Bei guter  Beleuchtung merkt das keiner.

Großbritannien: Keiner mag die EU, aber man wählt sie trotzdem

G. Grundy, ein britischer Blogger und in der Wolle gefärbter Konservativer, hat sich zu einer Stimme gegen den „Brexit“ im anstehenden Referendum entschlossen:

Ich treffe meine Wahl nicht, weil ich mich einem europäischen Föderalismus verpflichtet fühlen würde – einem Projekt, das ich für unglaublich fehlgeleitet halte, für eins, das wahrscheinlich in einem Disaster enden wird, und das mit dem Euro in ein Disaster mündete. Wenn es in diesem Referendum darum ginge, sich aus dem Euro [der EU-Währung] herauszuhalten, oder um die Schaffung einer europäischen Armee, oder irgendeine der föderalen projekte, von denen die Brexit-Kampagne behauptet, sie könnten passieren (sie werden nicht passieren, weil das Vereinigte Königreich ein Veto dagegen einlegen kann), dann würde ich binnen eines Pulsschlags für das Verlassen der EU stimmen. Die hochfliegenden Ideale, von denen die Unterstützer der EU manchmal sprechen, lassen mich kalt. Wer jetzt nicht skeptisch hinsichtlich der EU ist, kann nicht aufgepasst haben.

Um seine europäischen Familienbeziehungen fürchtet Grundy nicht – vielleicht würde die Einreise in Länder des Kontinents schwieriger, aber sie würde sicher zu keiner unüberwindlichen Schwierigkeit. Aber Großbritannien würde wirtschaftlich ärmer.

Und schließlich könne mit einem Brexit die schottische Unabhängigkeitsbewegung langfristig wieder aufleben – und „aggressive Regime“ wie Vladimir Putins sich ermutigt fühlen, mit entsprechend höherer Kriegsgefahr auf dem europäischen Kontinent.

Tatsächlich haben sowohl US-Präsident Obama als auch Chinas Staatsvorsitzender Xi Jinping sich für einen Verbleib Großbritanniens in der EU ausgesprochen. Es spricht viel dafür, dass die gesamtbritische Referendumskampagne so spannend bleibt wie vor knapp zwei Jahren die schottische – um dann ähnlich überzeugend für einen Verbleib zu entscheiden wie seinerzeit Schottland.

Liebe wäre es weder im schottischen noch im gesamtbritischen Falle nicht – wirtschaftliches Interesse hingegen schon.

Donald Trump morpht sich zur GoP-Kandidatur

Einmal Außenseiter, immer Außenseiter? Smukster bestaunt die Fähigkeit Donald Trumps, sich von Kopf bis Fuß mit Gänsefett einzureiben, ohne dabei für glitschig gehalten zu werden.

Aber warum auch? Präsidentschaftskandidaten im Fernsehen kann man ja nicht anfassen. Man kann also auch nicht an ihnen abrutschen.

Shangri-La

Gestern begann der 15. Asia Security Summit, aka ISS Shangri-La Dialogue, in Singapur. Veranstalter ist das International Institute for Strategic Studies, ein Thinktank in London, der 2003 die Invasion des Irak befürwortete. Die britische Nachrichtenagentur Reuters erklärt die Konflikte zwischen den Anrainerstaaten des Südchinesischen Meeres (in Vietnam nennt man es das Ostmeer) zum voraussichtlich dominierenden Thema des Gipfeltreffens. Das Forum sei die letzte Gelegenheit für zwei der Konfliktparteien, in ihrem speziellen Streitfall Unterstützer zu gewinnen, bevor der Ständige Schiedshof zu einer Entscheidung gelange.

China nimmt an dem Schiedsverfahren nicht teil. Aus Sicht Beijings handle es sich nicht um Nutzungsrechte (durch Fischerei, Energiegewinnung etc.), sondern um Souveränitätsrechte, für die der Ständige Schiedshof nicht zuständig sei.

Beim Gipfel in Singapur gehe es – „nach Einschätzung auswärtiger Beobachter“ – um das Südchinesische Meer, die koreanische Halbinsel, und um islamischen Islamismus, schreibt die Shanghaier Website „Guanchazhe“, und fügt hinzu, nach Expertenmeinung werde das von den Philippinen angestrengte Schiedsverfahren für viele Debatten auf dem Forum sorgen. Ein Experte für internationale Beziehungen an der Beijinger Volksuniversität, Shi Yinhong, wird mit der Bemerkung zitiert, China müsse sich in Singapur auf mehr Opposition der USA und asiatischer Staaten einstellen als in früheren Jahren.

Das Südchinesische Meer funktioniere „wie ein Flaschenhals“, schrieb vor zwei Jahren J. Taylor, ein früherer FC-Forist:

Dort leben nicht nur 1,5 Milliarden Chinesen und 600 Millionen Asiaten in den direkten Anrainerstaaten, deren Staatsgebiete sich in diesem Meer überlappen, sondern etwa 50% aller auf dem Seeweg transportierten Waren, das sind 45% des gesamten Welthandels, führen durch die Andamanen See und die Straße von Malakka hinein und hinaus. Daneben wird im Südchinesischen Meer etwa 1/10 des weltweiten Fischfangs angelandet und unter diesem Meer liegen konservativ geschätzt etwa 7 Milliarden Barrel Erdöl und 25 Billionen Kubikmeter Erdgas, der Grund, warum das Südchinesische Meer auch der Persische Golf des 21. Jahrhunderts genannt wird.

RFE/RL: Weniger Radio für Russland

„Radio Free Europe“ stellt mit dem 26. Juni seine russischsprachigen Kurzwellensendungen ein. Hessen spart also zukünftig ein bisschen Energie.

Lück wie ich und du

Und die kleine Kneipe bleibt die kleine Kneipe.

Nicht gar so harmonisch geht es in der Kaffeebud‘ her:

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